Einfache Videotalkformate oder Eventdokus lassen sich mit einem kleinen Setup auch von zu Hause oder unterwegs als 1-2 Mensch-Team produzieren. Die dafür angeschaffte mobile Technikausstattung die auch eine Liveübertragung ermöglicht, kann von Vereinen, Interessierten, Jugendgruppen,… ausgeliehen werden, um eigene Formate für das Bürgerfernsehen auszuprobieren.
Ideencoach Markus Schwennigcke und sein Team hat das Setup getestet und folgenden Leitfaden entwickelt:
Das folgende Dokument ist im Rahmen der Ideenschmiede 2021 des Offenen Kanals Merseburg-Querfurt entstanden. Das Ziel war ein gemeinsames neues Sendeformat im Themenbereich Kultur zu etablieren, hier beispielhaft einen Interview- und Konzertfilm über Musiker:innen zu beschreiben. Teile der Herangehensweise lassen sich aber auch auf Bereiche wie Theateraufführungen und Kunstausstellungen übertragen.
Ein Beitrag produziert mit der Mevo:
Präposition
Sie als Nutzer:in des OKMQs dürfen dieses Dokument gerne verwenden, um ihre eigenen Filme zu planen und umzusetzen. Der Text richtet sich vor allem an jene, die (nahezu) allein größere Liveproduktionen durchführen möchten. Falls Ihnen Vorerfahrungen fehlen, sind Sie genau richtig hier. Im Leitfaden finden Sie zwei Teile vor. Im Konzept lesen Sie nach, wie Sie selbst an die Planung des Kulturfilms heran gehen können (wie gesagt beispielhaft für einen Film über Musiker*innen). Im Leitfaden finden Sie nützliche Tipps und technische Tricks für die eigentliche Drehproduktion. Dabei beziehen wir uns auf das sogenannte Mevo Start Livestream System. Dieses System dürfen Sie als Nutzer:in im OKMQ ausleihen. Um den Umgang besser zu unterstützen, finden Sie Bilder zu den Beschreibungen. Sowohl im Konzeptteil unter Schluss und Zusammenfassung – Teil I (S. 7) und im Leitfaden unter Schluss und Zusammenfassung – Teil II (S. 18) finden Sie eine stichpunktartige Kurzform des Kapitels. Darin sind die Wesentlichsten Punkte aufgelistet zum Nachschlagen oder falls Ihnen die Zeit fehlen sollte, dass gesamte Dokument vorzunehmen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und frohes Schaffen für Ihre Produktionen.
Teil I: Konzept
Einleitung
Der filmischen Berichterstattung über Musik liegt zugrunde, dass sie ungehörtes zutage fördern muss. Ein Musikstück nur zu „bebildern“, während es live gespielt wird, bietet keinen nennenswerten Neuwert, um das Werk in einem anderen Licht sehen bzw. hören zu können. Die Erfahrung unterscheidet sich hierbei nur geringfügig von jener, bei der die Musik ganz normal über den Streamingdienst der Wahl oder über einen Plattenspieler gehört wird. Natürlich dürfte man der Arbeit einen konservatorischen Nutzen zuschreiben. Eventuell handelt es sich um Musik, die Sie der Nachwelt erhalten wollen, weil sie z.B. nicht streambar ist oder anderweitig im Internet vorkommt. Dann könnte man aber auch einfach eine Tonaufnahme anfertigen. Lediglich eine Videoaufnahme eines Konzertes anzufertigen hat wenig mit Filmemachen und generell nichts mit Fernsehjournalismus zu tun. Das Ziel sollte sein, einen Zugang zu den Artists bzw. den Musiker:innen, die dieses besagte Werk hervorgerufen haben, zu erhalten. Dafür bietet das Filmhandwerk Mittel und Wege, um einen solchen Mehrwert zu erschaffen. Im Folgenden gehen wir auf eine Methode ein. Es wird damit kein Anspruch auf Allein- oder Allgemeingültigkeit erhoben. Es handelt sich lediglich um eine Methode, die mit sehr geringem finanziellem Aufwand auskommt und sich notfalls auch alleine umsetzen lässt. Das sind zwei Ansprüche, die für die Bürgermedienarbeit zielführend erscheinen.
Doch man kann weitere Punkte anwenden, um den Sinn der Methode zu beleuchten: Unter Umständen haben die Zuschauer:innen bewusste Fragen an die Schaffenden von Kunst, so auch bei der Musik. „Wieso hast du diesen Song gesungen?“, „Woher kommen dir die Ideen für deine Lieder?“ oder „Wer inspiriert dich dabei?“ können mögliche Fragen darstellen. Oft reicht es aber nicht, einfach nur diese oder andere Fragen, die einem im Kopf schwirren, direkt den Musiker*innen zu stellen. Die Gefahr besteht, dass man nicht den Kern der Aussage erhält, sondern nur ihr vorzeigbares, manchmal plakatives Äußeres zu Tage bringt. Ziel sollte es aber sein, über den Tellerrand hinaus einen Determinismus, der die Musik und ihr Wesen gebildet hat, zu finden. Nur dann ist es möglich, tiefer liegende Emotionen, die zweifelsohne oft durch Musik ausgelöst werden, verstehbar zu machen oder ihnen eine neue, vielleicht eine noch tiefe liegende Dimension zu geben.
Als Vorlage, um ein handfestes Konzept zu erstellen, welches den oben beschriebenen Anforderungen gerecht wird, wurde das „Musik- und Kulturmagazin“ Tracks vom deutsch-französischen Sender Arte genutzt1. Das 1997 vom Sender eingeführte Magazin beschäftigt sich nicht nur mit den Geschichten der Figuren, die Kultur oder Kunst erschaffen, sondern versucht sie mit gemeinsamen Antriebsfedern und (soziologischen) Umständen in Verbindung zu bringen, die normalerweise nicht direkt sichtbar zu sein scheinen. Erreicht wird dies, indem eine Sendung, die i.d.R. ca. 30 Minuten lang ist, oft ein Oberthema erhält, wie z.B. die Ausgabe „TRACKS: Von Linkin Park und kreativen Genies“. Bei dieser Folge wird sich an die Frage angenähert, was eigentlich ein (künstlerisches) Genie von einem Nicht-Genie unterscheidet und wie Kreativität entsteht. Im Zentrum wird das Talent/die Übung zum Improvisieren gesetzt, die eine soziologische und naturwissenschaftliche Betrachtung erlaubt. Dabei wird das Thema aber nicht unilateral beleuchtet, sondern es fließen verschiedene Meinungen von Künstler:innen und Forscher:innen ein, die sich alle mit künstlerischer Improvisation stark beschäftigen oder sie selbst intensiv betreiben und damit Erfolge feiern. Im Mittelpunkt steht auch immer die Biografie und der Schaffensprozess der sog. „Improvisationsgenies“, die in den einzelnen Beiträgen gezeigt werden. Eine klar formulierte Biografie und eine Beschreibung oder Darstellung des Schaffensprozesses, ob eingebettet und Teil der Kunst oder auch nicht, sind wichtige Aspekte, die abseits bzw. unsichtbar neben dem Kunstwerk stehen. Diese ungesehenen Stücke sind dennoch Teil und wichtiger kausaler Bestandteil jeder Kunst. Der Autor ist eben nicht vom Werk trennbar … wenigstens nicht absolut. Wenn neue oder alte Fragen an die Kunst, in diesem Fall die Musik gestellt werden sollen, müssen wir diese verborgenen Seiten beleuchten und unsere Fragen direkt an sie stellen. Wie das geschehen soll in Bezug auf das neue Sendungsformat des Offenen Kanals Merseburg-Querfurt im Themenbereich Musik, wird im Hauptteil auch beispielhaft beschrieben.
1 Unter „Tracks“ in Wikipedia
Hauptteil
Im Zentrum des Musikfilmprojektes sollte die Live-Musik-Produktion sein. Mehrere Kameras nehmen eine Musikperformance auf. Gute Tonqualität ist essenziell. Überlegungen sind zu treffen, z.B. wie das Bühnenbild und Licht ausfällt. Ist es ein Wohnzimmerkonzert, findet es im Studio statt oder ist es ein Open-Air-Konzert? Wird Publikum anwesend sein? Die meisten Fragen sind technischer Natur. Einige sind die der Gestaltung. Nur wenige der Fragen sind eine rein redaktionelle Entscheidung. Im Normalfall wird sich abgestimmt mit den Musiker:innen. Denkbar, dass man sich verabredet zu einem normalen kleinen oder größeren Konzert, die die Musiker:innen ohne Aufzeichnung ursprünglich geplant hatten und man sich als Filmemacher:in oder Team an die bereits bestehenden Bedingungen anpassen muss. Eine Live-Schnitt-Variante ist zu bevorzugen. D.h., es wird keine Multikamerasituation aufgezeichnet, sondern die Kamerasignale laufen in einen Bildmischer und werden dort von einer Person live geschnitten. Das spart sehr viel Arbeit für die Nachbereitung. Falls vor Ort Internet vorhanden ist (im Besten Fall als stabiles LAN-Signal, zu vermeiden ist WLAN2) kann man so auch das Konzert ins Internet streamen (z.B. auch diekt in den offenen
KanalMQ). Da Energie und Zeit für die Postproduktion gespart werden, sollte diese in den Zusammenschnitt eines Interviews investiert werden, genauso wie in dessen Vorbereitung.
Wie bereite ich mich redaktionell auf die Interviewsituation vor? Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Sie verabreden sich mit einer Band, die ein Wohnzimmerkonzert veranstaltet. Im Vorfeld sprechen Sie ab, dass sie dieses Konzert live aufnehmen, vielleicht sogar vor Ort ins Internet streamen. Sie möchten mit der Gruppe ein Interview führen, um für das Bürgerfernsehen einen kleinen Beitrag daraus zu schneiden. Wann wollen Sie dieses Interview führen? Am gleichen Tag oder an einem anderen? Es ist zu empfehlen, das Interview am Tag des Konzertes zu führen, auch wenn es im ersten Moment nicht sinnvoll erscheinen mag. Doch es gibt einige gute Gründe dafür. Offensichtlich ist, dass sie keinen weiteren Drehtag brauchen und ausschließlich alle Aufnahmen an einem Tag machen können. An dem Tag ist die Band bereits auf ihr Konzert vorbereitet. Sie alle sind mental auf die eigene Arbeit eingestellt. Die Fragen, werden in ihrer „gewohnten“ Umgebung gestellt und finden nicht im Alltag statt. Die Band ist vielleicht in einem besonderen Outfit. Es ist ein Outfit in dem sie sich wohl fühlen, mit dem sie vor anderen Menschen auftreten wollen, sich selbst präsentieren. Ganz offensichtlich wird sich ein Bandmitglied nie weniger als Musiker:in fühlen. Das sind die Menschen, die sie interviewen wollen. Dieses Gefühl ist wichtig, doch das wird sicherlich später klarer, wenn wir uns mit den Fragen beschäftigen, die Sie vielleicht stellen sollten. Das Outfit, in dem der Auftritt stattfindet, ist auch für die Zuschauer:innen ein guter Verknüpfungspunkt. Stellen Sie sich ein Interview mit der Band Kiss vor, bei dem die Bandmitglieder in Alltagskleidung und ungeschminkt auf ihrem Sofa zuhause sitzen und von ihrer Arbeit erzählen sollen. Natürlich kann das spannend sein, da hier ein starker Kontrast zwischen der Kunstfigur und dem Menschen dahinter entsteht. Film lebt von Kontrasten jeglicher Art. Allerdings erzählt diese Variante einen völlig anderen Film. In so einem Interview wöllte man eher wissen, wie die Menschen hinter den Kunstfiguren sind, aber man spricht dann sicherlich weniger über die Kunst von Kiss, sondern eher wie sich diese Kunst und Figur mit dem eigenen Individuum verträgt oder zusammenkommt. Auch wenn die Band, die sich filmen lassen möchte, nicht visuell so stark auffällt, wie es eben die Band Kiss tat, so ist es dennoch sinnvoll dafür zu sorgen, dass das Interview so aussieht, als wäre es direkt vor oder nach dem Konzert entstanden.
Der Interviewteil sollte ggf. auch aus zwei Teilen bestehen. Ein Sprecher:inteil, bei dem es z.B. möglich ist, dass sie sich selbst als Filmemacher:in vorstellen und „erzählen“, dass sie einen Film über die Band XY erstellen und der Teil, wo die Antworten der Fragen vorkommen. Gerne kann das auch miteinander vermischt sein. Ohne die Fragen im Film, verstehe ich doch die Antworten nicht und braucht es wirklich einen Sprechtext als Instruktion vor oder während des Films? Wir beschäftigen uns jetzt mit diesen beiden Einwänden. Hier wird beispielhaft aufgezeigt, warum wir manchmal auf die Fragen im Film verzichten können und warum es sinnvoll sein kann, Worte zu dem Film zu verlieren, die nicht von den Musiker:innen stammen.
Zum einen ist es möglich, jede Frage und Antwort aufzuzeichnen und direkt im Film so einzubinden. Praktisch gesehen, schneidet man dann nicht. Diese Vorgehensweise ist nicht zu empfehlen. Es gibt elegantere und redaktionell sinnvollere Lösungen. Wie bereits oben beschrieben, versuchen wir einen Determinismus nahe zu kommen. Selbst wenn ich mich sehr gut vorbereite, kann ich nicht jede Antwort erahnen. Ich sollte die Fragen auch nicht den Musiker:innen im Vorfeld zukommen lassen, außer sie bestehen darauf. Falls sie darauf bestehen, versuche ich es wenigstens ihnen freundlich auszureden. Das Risiko ist groß, dass sie sich sehr stark darauf vorbereiten und die Antworten weder natürlich erzählt werden noch wirklich absolut ehrlich sind. Spontanität und Improvisation sind unsere Freundinnen, das Unerwartete hilft dem Film3. Darüber hinaus kann ich trotzdem recherchieren und mir selbst bereits Fragen stellen und das sollte ich auch, denn auch Vorbereitung gehört zum A und O beim Film. Wenn ich lange vor dem Interview eigene Fragen an die Musik oder die Künstler:innen habe, besitze ich die Möglichkeit meine eigenen Interessen zu analysieren, um eine mögliche Richtung meines Themas zu finden. Was mich als Redakteur:in interessiert, beschäftigt vielleicht auch andere. Dabei ist es erwünscht, sich mögliche Antworten zu überlegen, die auf die Fragen von den Interviewten ankommen könnten. Ergeben sich daraus bereits Folgefragen. Komme ich dem Ursprung dabei näher?
Ein fiktives Beispiel: Ich interviewe eine Band aus Gleichaltrigen (alle sind ungefähr 30 Jahre alt). Das habe ich durch meine Recherche im Vorfeld herausgefunden. Warum sind sie gleich alt? Auf ihrer Homepage steht, dass sie sich zu ihrer Schulzeit gegründet haben und es mit Max und Hans begonnen hat, die heute immer noch in der Band sind. Später holten sie Lisa und Abdul dazu. Warum wollten die beiden eine Band gründen? Weil sie eben Freunde sind, beide gerne Musik machen und es ein großartiges Gefühl ist, so ein gemeinsames Projekt zu haben. Kann es nicht auch Nachteile haben, wenn man mit einem guten Freund so ein Projekt hat? Wart Ihr sogar beste Freunde? Ihr arbeitet dann ja auch zusammen – das führt doch manchmal zu Reibereien, oder? Wie seid Ihr damit umgegangen? Als Schüler seid Ihr zur Band geworden, doch eine gemeinsame Schulzeit heißt nicht, dass man ewig einen gemeinsamen Weg gehen wird. Habt ihr immer die Band vor allen anderen privaten Entscheidungen gestellt? Also z.B. wenn jemand von Euch wegen der Ausbildung in eine weit entfernte Stadt gemusst hätte, wäre das wichtiger als Euer gemeinsames Musikprojekt gewesen?
Sicherlich ist es möglich, dass diese Folgefragen auch spontan beim Interview einem einfallen und man sie stellt, aber es muss nicht so sein. Wenn ich solche Überlegungen im Vorfeld machen, bin ich gut vorbereitet und frage deutlich gezielter, denn ich habe ein Thema gefunden: Von der Schulband zum großen Bandprojekt. Es kann natürlich sein, dass meine Hypothese ins Leere geht und ich damit meinen Roten Faden für den Film verliere. Z.B. könnten sie antworten, dass sie vor der Bandgründung gar keine Freunde waren und nie die Musik vor anderen, wichtigen Entscheidungen gestellt haben und es eben immer gepasst hat. Für so einen Fall ist es nicht verkehrt, wenn man noch einen Plan B bzw. ein weiteres Thema in der Tasche hat.
Ich möchte wissen, was die Musik ausmacht und wie das Leben der Musiker:innen diese beeinflusst hat. Doch die Zuschauer:innen brauchen dafür einen Rahmen, um mein Interesse besser teilen zu können. Dieser kann durch meine eigene Stimme gegeben sein. Ich leite das Thema ein und kommentiere manche der Antworten (aus dem Off). Im Schnitt stelle ich die Antworten so zusammen, dass sie am besten in das Thema einführen und am Ende auch eine Art Fazit bilden können. Nicht immer benötige ich die ganze Antwort, manche fallen ganz raus und tauchen im Film nicht auf. Nicht immer wird meine Vorbereitung die Antworten erbringen, die gehofft sind oder sie tauchen in einer anderen Reihenfolge auf. Um passende Bilder zum Schneiden zu haben für den Off-Text, ist es ratsam auch etwas von der Vorbereitung des Konzerts zu filmen. Kurz zusammengefasst: Das Interview bedarf auch im Schnitt eine redaktionelle Aufbereitung.
2 Obgleich eine kabelgebundene Verbindung wie LAN gegenüber einer kabellosen Verbindung wie WLAN zu bevorzugen ist, wird in unserer technischen Methode über das Mevo Start Livestream System eine kabellose Internetverbindung angestrebt. Es ist keine kabelgebundene Lösung möglich für dieses System. Mehr dazu im Leitfaden unter „Allgemeine Informationen zum Verbindungsaufbau“ (S. 11).
3 Improvisation beim Filmen heißt nicht, dass ich mich nicht gut vorbereiten sollte. Ohne ein Konzept gehen Filmprojekte sehr oft schief oder bleiben hinter den Erwartungen und ihren Möglichkeiten. Das Verhältnis zwischen der Vorbereitung auf das Mögliche und der Reaktion auf das Spontane ist äußerst komplex. Abgekürzt kann man aber vielleicht sagen, falls ich mich inhaltlich mit dem zu filmenden Stoff gut auseinandergesetzt habe, fällt es mir leichter auf spontane Umstände zu reagieren, weil ich es besser einschätzen kann, ob sie meiner filmischen Erzählung dienlich sind oder nicht.
Schluss und Zusammenfassung – Teil I
Man kann noch ein paar generelle Hinweise festhalten, die für die Vorbereitung auf das Interview ausschlaggebend sein können:
Wie ordnen die Musiker:innen ihre eigene Musik ein (Genre, Art der Musik)?
Wie entsteht ihre Musik? Wie sieht der kreative Prozess aus? Wo entstehen neue Songideen?
Erstellen sie ihren Look selbst (also z.B. gestalten sie ihr eigenes Cover)?
Biografische Aspekte sind ein guter Richtungsweiser i.d.R.
Wer hat dich inspiriert? Siehst du dich in der Tradition von anderen Musiker:innen? Inspirieren dich andere Bereiche außerhalb der Musik für deine eigene Arbeit, z.B. Comics, Bücher oder Filme?
Abschließend werden noch einige Kernpunkte in Stichpunkten hier aufgeführt:
- Zwei Teile des Films: 1.) Interviewteil mit Musiker:innen 2.) Aufgezeichnetes Konzert/Auftritt oder Ausschnitte davon
- Interviewteil erhält roten Faden und danach richten sich die Fragen, um möglichst interessante Antworten zu erhalten.
- Interviewteil wird redaktionell vorbereitet und im Schnitt auch nachbereitet
- Konzert/Auftritt sollte möglichst live geschnitten werden, um Arbeit zu sparen und ggf. es „streambar“ zu machen
Teil II: Leitfaden
Set Up
Mevo Start Livestream System – Ihr möglicher Set Up
Natürlich ist es für Sie möglich Ihre Aufnahme in dem großen Studio vom OKMQ zu produzieren. Vorausgesetzt Sie schaffen es, die Musiker:in oder Theatergruppe für Ihren Auftritt in das Studio zu „locken“. Dann stehen Sie vor einer neuen Herausforderung: Falls Sie allein sind und Schwierigkeiten haben motivierte Mitstreiter:innen für Ihr Filmprojekt zu finden, können Sie den klassischen Live-Aufnahmebetrieb im Grunde nicht in Betracht ziehen. Solch eine Videoproduktion benötigt nämlich Personal. Es ist nahezu unmöglich den Live-Bildschnitt, den Live-Tonschnitt und die Kameras zu bedienen und mindestens diese drei Aufgaben (je Kamera splittet sich das natürlich auf) haben Sie bei diesem Betrieb zu vergeben. Eine Möglichkeit wäre, Sie bauen die Kameras auf und zeichnen mit allen intern auf Speicherkarte und kümmern sich nur um eine saubere Live-Tonaufzeichnung. Dieses Vorgehen scheint vor allem dann sinnvoll zu sein, falls Sie eben, wie gesagt allein arbeiten müssen/wollen und Sie nicht im OKMQ Studio aufzeichnen können. Doch auch das hat entscheidende Nachteile: Zum einen können Sie immer noch nicht die Kameras bedienen, um z.B. die Zoomstufen zu ändern oder Kamerabewegungen zu vollziehen. Dafür müssten Sie jedes Mal die Aufgabe der Tonkontrolle unterbrechen. In einem solchem Szenario sind Sie viel unterwegs und kontrollieren nichts richtig vollkommen. Es wird auch nur schwer auffallen, dass eine Kamera Mal zwischendurch ausfällt und die Aufnahme unterbricht, z.B. weil die Speicherkarte voll ist. Die Aufgabe wird schwieriger umso mehr Kameras und damit Blickwinkel zu berücksichtigen sind. Zwei Blickwinkel sind logischerweise als Minimum nötig, um überhaupt schneiden zu können. Gehen wir davon aus, Sie meistern diese Hürden – am Ende müssen Sie das Produkt auch noch schneiden, was je nach Länge des Auftritts und Ihrer Vorerfahrung sehr lange dauern kann. Insgesamt ein Szenario mit sehr viel Arbeit für die Postproduktion.
Im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt existiert auch eine andere Lösung. Es ist möglich ein komplettes Live-Aufzeichnungssystem der Marke Mevo auszuleihen. Da der Beitrag nicht gesponsert ist von der Firma Logitech, die hinter dem Mevo System steckt, gehen wir natürlich auch auf die Nachteile dieser Methode ein, aber dazu später mehr. Zuallererst möchte ich das System vorstellen und die Vorteile erklären.

Im Bild sehen Sie alle Komponenten. Links befindet sich das iPad Pro, welches Sie zum Live-Schneiden benötigen und darüber sein weißes Ladekabel. Oben in der Mitte und rechts sind die drei Kameras. Eine von ihnen ist etwas anders (Mevo Plus), denn sie hat einen „Akkuturm“, den Sie unten in der Mitte sehen können. Die anderen zwei Kameras (Mevo Start All-In-One) und der Turm liegen auf ihrem passenden Ladekabel. In der Mitte liegt ein kleiner Stick. Er sieht etwas wie ein USB-Speicherstick aus, es handelt sich allerdings um eine USB-Soundkarte. Doch dazu später mehr. Sie werden noch für den Betrieb zwei bis drei Stative benötigen. Da die Kameras aber sehr leicht sind, brauchen Sie auch nur sehr leichte Reisestative, die Sie auch im OKMQ ausleihen können. Dadurch ist das ganze System äußerst platzsparend und notfalls können Sie auch alles außer die Stative im Rucksack verstauen, wodurch Sie unabhängiger sind und z.B. nicht zwingend ein Auto benötigen, um zum Drehort zu gelangen.
Vor dem Drehbeginn
Vor dem Dreh sollten Sie unbedingt die Geräte noch einmal voll aufladen. Alle Komponenten bis auf die Turmkamera, können ihren Akku nicht wechseln und besagte Kamera benötigt einen Akkutausch am allerwenigstens, da der Energiespeicher die Kamera sehr viele Stunden am Stück versorgt. Das trifft aber leider nicht auf die anderen beiden baugleichen Kameras und das iPad zu. Genaue Akkulaufzeiten sind schwer zu ermitteln, da es immer abhängig ist, wofür man das Gerät genau verwendet in der Zeit. Sind die Kamera zwar an, aber im Standby hält der Akku natürlich länger. Die kleineren Kameras sollen ca. 4h reichen, so gibt es der Hersteller an. Realistischer ist die Hälfte der Zeit. Theoretisch lässt sich diese Zeit noch optimieren, falls die Kameras nicht zu weit auseinander stehen und das iPad nicht zu weit weg von ihnen sich befindet, denn der Stromverbrauch von Geräten, die ein WLAN-Signal verwenden, steigt mit der Entfernung dazwischen4. Im Übrigen sei an dieser Stelle gesagt, dass die Kameras sich zum iPad ausschließlich mit WLAN verbinden. Das Verlegen von Kabeln ist also nicht von Nöten. Natürlich hat das auch wieder Nachteile, wie eben der erhöhte Stromverbrauch und das System ist von externen Funksignalen theoretisch störbar. Tatsächlich kann es vorkommen, dass die Kamera kurzfristig die Verbindung zum iPad verliert, aber beide finden sich i.d.R. schnell wieder, doch dazu später mehr.
4 Dieser Punkt konnte zum Zeitpunkt, als dieser Leitfaden geschrieben wurde, nicht genauer evaluiert werden. WLAN-Geräte haben eine spezifische Sendeleistung. Umso höher diese Leistung ist, umso mehr Energie verbraucht das WLAN-Gerät. Sendeleistungen sind veränderbar, z.B. falls eine geringere Leistung ausreicht. Die Frage lautet: Regelt die Kamera automatisch ihre Sendeleistung, sobald sie eine stabile Verbindung hergestellt hat? Ob sie das tut, konnte aber nicht festgestellt werden.
Zum Stromverbrauch seien noch folgende Punkte abschließend zu sagen: Die Kameras und das iPad können theoretisch während der Nutzung per Netzstrom betrieben werden. Bei der Initialverbindung der Kameras und dem iPad sollten Sie die Geräte aber nicht per Stromkabel versorgen. Das scheint den Verbindungsprozess zu stören, denn der funktioniert nur, solange die Kameras im Akkubetrieb sind. Haben Sie die Verbindung aber eingerichtet, das soll heißen, Sie empfangen ein Bild beim iPad, können Sie eine Netzstromversorgung beruhigt herstellen. Die Turmkamera besteht aus einer kleinen Kopfkamera und einem großen Akkuturm. Dieser hat so viel Strom, dass Sie, wie schon angedeutet, keine Stromversorgung benötigen. Beim Testen des Systems war es nicht möglich den Akku im Betrieb komplett zu leeren. Die Kamera war aber über zwei Stunden am Stück im Betrieb und verlor lt. Leuchtanzeige nicht einmal die Hälfte der Energie. Falls allerdings alle Akkus der Geräte fast oder ganz leer sind, dauert das Aufladen mehrere Stunden und besonders lange dauert es beim Turm. Laden Sie also am besten alle Komponenten parallel am Vortag. Die kleinen Mevo Kameras haben jeweils ein USB-C-Ladekabel, aber es ist kein USB-Netzstecker dabei. Sie können jeden USB-Netzstecker verwenden, den Sie zuhause haben, z.B. jenen den sie verwenden, um ihr Smartphone zu laden oder Sie schließen die Kameras an den USB-Port eines Rechners, während dieser im Betrieb ist, dann laden sich die Kameras voll.




Die Kameras verfügen jeweils über ein eingebautes Mikrofon. Es besteht aber auch die Möglichkeit ein externes Mikrofon anzuschließen. Evtl. erinnern Sie sich noch an die externe Soundkarte auf dem Bild (S. 9), die so ähnlich wie ein USB-Stick aussieht. Theoretisch verfügt die Turmkamera Mevo Start über einen USB-Anschluss, der die Soundkarte in Betrieb nehmen könnte. In der Praxis ließ sich diese Einrichtungsmöglichkeit leider nicht realisieren. Der Grund ist vermutlich, dass die Soundkarte Treiber auf die Kamera spielen müsste, die nicht installiert werden können, weil das Betriebssystem der Kamera dafür nicht ausgelegt ist. Alternativ können Sie aber an die jeweils kleineren Kamera ein Mikrofon per 3,5-mm-Klinkenstecker anschließen. Das ist vor allem dann sinnvoll, falls Sie ein Konzert mitschneiden. In den meisten Fällen können Sie von den Musiker:innen eine Summe erhalten. Das ist das abgemischte Audiosignal, was die Instrumente und Stimmen enthält und ansonsten über die Boxen ausgespielt wird, die das Publikum zu hören bekommt. Sorgen Sie für so einen Fall vor, indem sie ausreichend Verlängerungskabel haben. Andernfalls sollten sie einen XLR-auf-3,5-mm-Klinken-Adapter dabei haben, denn falls Sie eine Verlängerung der Musiker:innen erhalten, wird diese in den meisten Fällen ein XLR-Stecker haben.
Allgemeine Informationen zum Verbindungsaufbau
Der Verbindungsaufbau kann sehr umständlich sein. Planen Sie etwas Zeit ein. Theoretisch sind es nur wenige, einfache Schritte. Leider scheint beim Hersteller dieser Verbindungsablauf von der Software aus nicht ideal optimiert zu sein. Die Komplikationen könnten auch aus der Kombination von zwei verschiedenen Mevo Kameras und dem Apple Tablet herrühren. Auf jeden Fall sollten Sie, falls der Ablauf nicht funktioniert, nicht pauschal davon ausgehen, dass Sie etwas falsch gemacht haben. Starten Sie notfalls die Kameras und das iPad neu und probieren Sie den Ablauf erneut, der hier beschrieben wird. Sobald iPad und Kameras einmal eine Verbindung hergestellt haben, bleibt diese i.d.R. stabil. Es kann vorkommen, dass Sie zwar für kurze Zeit kein Bild haben, das ist aber selten und falls zuvor eine stabile Verbindung vorlag, stellen die Geräte diese normalerweise nach dem Aussetzer alsbald wieder her. Falls wieder erwartend keine Verbindung von allein aufgebaut wird, dann starten Sie die betreffende Kamera neu und versuchen Sie erneut eine Verbindung, wie im Ablauf beschrieben, herzustellen. Vergessen Sie dabei nicht, vorher diese Kamera vom Netzstrom zu trennen.
Starten Sie die Mevo Multicam App auf dem iPad Pro. Im Bild rechts sehen Sie, wie das Icon aussieht, welches Sie antippen müssen. Drücken Sie bei allen drei Kameras den Startknopf so lange, bis eine LED aufleuchtet. Erst dann sind die Kameras aktiv. Entfernen Sie alle Stromkabel von den Geräten. Vor der Aufnahme können Sie diese wieder mit Netzstrom versorgen, aber bei der Initialverbindung dürfen die Geräte nicht mit Netzstrom versorgt werden. Das hat in der Vergangenheit zu Komplikationen geführt beim Verbindungsaufbau.


Die Bedienung der App ist sehr intuitiv, doch ich werde hier auf einige Punkte eingehen, um Ihnen die Einrichtung zu erleichtern. Sobald Sie die App starten, sucht diese nach Mevo Kameras, die an und per WLAN erreichbar sind. Sobald eine oder mehrere Kameras gefunden wurden, werden Ihnen diese ungefähr so angezeigt, wie auf dem unteren Bild.

1: Über den grünen Connect-Button können Sie direkt eine Kamera verbinden.
2: Diese Kamera ist bereits verbunden mit der App. Sie erhalten ein Livevideo von der Kamera. Die Preview (Vorschaubild) sehen Sie rechts oben. Wenn Sie auf Disconnect tippen, entziehen Sie der App den Zugriff auf die Mevo. Dann verschwindet das Videosignal und der Button verwandelt sich auch zu einem grünen Connect.
3: Setup bedeutet, dass diese Kamera zwar von der App gefunden wurde, aber sie noch konfiguriert werden muss. Mit anderen Worten, die Kamera ist zwar an, aber sie muss mit dem iPad verbunden werden. Im Übrigen können Sie nur Kameras der Marke Mevo über diese App ansteuern. Unerheblich ist es, ob Sie andere Kameras benutzen und diese auch über WLAN verfügen, denn die Mevo Multicam App erkennt sozusagen nur Familienmitglieder.

Falls keine Kamera sich mit dem iPad per Connect (1) verbinden lassen kann, dann müssen Sie Setup (3) wählen. Die App zeigt Ihnen dann folgendes Auswahlmenü:
Sie werden gefragt, ob Sie die Kameras per WLAN-Router verbinden möchten, um dann die App mit dem Router zu verbinden (obere Option) oder ob Sie eine Kamera als sog. Access Point (d.: Zugangspunkt) einrichten möchten, bei dem die anderen Kameras sich einwählen. Wir beschäftigen uns zuerst mit der zweiten Option. Wie die Verbindung mit einem WLAN-Router abläuft, wird anschließend erläutert.
Verbindungsaufbau mit einem Access Point
Bei der Verbindung über einen Access Point (d.: Zugangspunkt) wird eine der drei Kameras zu einem WLAN-Empfangs-und-Sendegerät. Man könnte auch sagen, sie wird zu einem WLAN-Router. Die zweite Kamera5 verbindet sich mit der „WLAN-Router-Kamera“ und sendet ihr Videosignal an diese. Dadurch hat die Kamera dann zwei Videosignale zu verwalten: ihr eigenes und das der anderen Kamera. Sie sendet beide Signale an das iPad. Dafür muss das iPad eine stabile WLAN-Verbindung zu dieser Kamera aufbauen, genauso wie mit einem klassischen WLAN-Router.
WICHTIG: Falls Sie diese Verbindungsart verwenden wollen, können Sie ausschließlich eine Live-Aufzeichnung vornehmen, aber nicht parallel ins Internet streamen. Der Grund dafür lautet, dass das iPad keine SIM-Karte hat und damit nicht über mobiles Internet verfügt. Da es mit dem WLAN-Signal der Kamera verbunden ist, kann es sich nicht neben dies mit einem echten WLAN-Router verbinden, über den man dann ein Internetsignal erhalten könnte.
5 Mehr als zwei Kameras ließen sich in der Praxis nicht über diese Verbindungsart (Access Point) miteinander verbinden. Falls Sie alle drei Kameras miteinander verbinden möchten, um mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Live-Bild-Aufzeichnung zu haben, benötigen Sie einen separaten WLAN-Router und müssen die Verbindungsart Wi-Fi verwenden.
Falls Sie wie im vorherigen Kapitel No, I do not have a Wi-Fi ausgewählt haben, erscheint diese Auswahl, die Sie rechts sehen können. Wählen Sie eine Mevo Kamera aus und tippen Sie auf Next. Diese Kamera wird nun zu ihrem Access Point. Folgen Sie den weiteren Anweisungen auf dem Bildschirm. Im Normalfall werden Sie auf das Auswahlmenü zurückgeleitet, wo Sie weitere Kameras verbinden lassen können. Bei mindestens einer Kamera sollte ein grüner Connect-Button zu sehen sein. Dann verbindet sich diese Kamera mit dem Access Point und beide können ihr Videosignal an das iPad senden.

Verbindungsaufbau mit einem WLAN-Router
Der Verbindungsaufbau mit einem WLAN-Router ist die Alternative zum Access Point (d.: Zugangspunkt), aber der Ablauf ist ähnlich. Das iPad muss mit dem verwendeten WLAN-Router verbunden sein, damit die nächsten Schritte gelingen können. Sie wählen den Menüpunkt Yes, I have a Wi-Fi aus. Die zuvor ausgewählte Kamera versucht sich nun mit dem WLAN-Router zu verbinden, mit dem auch das iPad verbunden ist. Sollte dies gelingen, sendet sie ihr Videosignal an diesen Router und dieser leitet das Signal weiter an das iPad.
Sie sollten dadurch ein Bild erhalten. Wiederholen Sie diese Schritte mit jeder Mevo Kamera, die Sie für ihre Live-Videoproduktion einbinden möchten.
Im Prinzip kann es nun mit der eigentlichen Aufzeichnung losgehen. Im nächsten Abschnitt beschäftigen wir uns mit den Einstellungsmöglichkeiten, die sie in der App vornehmen können, wie sie zwischen den Kameras hin und her schneiden können und welche Bildgestaltungsmöglichkeiten Sie haben.
Videoeinstellungen in der App
Übersicht
Im Vorfeld sei gesagt, dass hier aufgrund des Umfangs nicht auf jede einzelne Funktion der Mevo Multicam App eingegangen wird. Sie ist zwar für eine Live-Video-App sehr übersichtlich und im Verhältnis auch überschaubar, aber dennoch ist sie gleichzeitig zu umfangreich für diesen Leitfaden, der kein Handbuch ersetzt. Wir beschränken uns auf einige Haupteigenschaften und -funktionen, die in unserem Augen für Einsteiger:innen interessant sein sollten.
Hier sehen Sie ein Beispiel mit zwei bereits verbunden Mevo Kameras über einen Access Point.

1: Das linke Kameravorschaubild hat einen roten Rahmen. Dieser Rahmen bedeutet, dass die Kamera gerade live ist. Ihr Signal wird gerade aufgezeichnet und/oder gesendet. Rechts am Bildrand ist der Audiopegel der Stereotonquelle, den Sie auch links neben der 8 sehen können. Rechts unter dem Kamerabild sind drei Punkte. Wenn Sie darauf tippen, öffnen sich die Einstellungsmöglichkeiten für diese Kamera. Darüber lassen sich dann z.B. Bildeinstellungen vornehmen.
2: Das rechte Kameravorschaubild hat die identischen Einstellungsmöglichkeiten zur 1. Dieses Videosignal wird z.Z. nicht aufgezeichnet oder gesendet, weil es keinen roten Rahmen hat. Sobald Sie diese Kamera antippen, wechselt der Rahmen auf sie und das Signal ist dann live. Durch Antippen schneiden Sie also zwischen den Kameras hin und her.
3: Das Programmsignal zeigt an, was gerade aufgezeichnet oder gesendet wird.
4: Drücken Sie auf den Rec-Button (Abk.: Recording), um die Aufzeichnung zu starten.
5: Drücken Sie auf den Live-Button, um das Programmsignal ins Internet zu streamen.
6: Über diesen kleinen Pfeil, der nach unten zeigt, lassen sich weitere Einstellungen vornehmen.
7: Der Audiopegel zeigt das Audiosignal an, welches live ist, also aufgezeichnet und/oder gesendet wird.
8: Jeweils links und rechts sehen Sie die Audiomixer der Kameras, die mit der Mevo Multicam App verbunden sind. Durch Tippen und Ziehen verschieben Sie den weißen Kreis neben dem Pegel, um das Audiosignal lauter oder leiser zu machen (hoch für lauter). Die Farbe des Audiopegels sollte dabei nicht rot sein! Falls Sie eine Kameratonquelle deaktivieren wollen, z.B. weil Sie ein Summensignal durch eine der Kameras bereits aufzeichnen, tippen Sie auf das Lautsprechersymbol unter dem Audiopegel. Dadurch wird das Audiosignal nicht live gehen.
Möglichkeiten der Bildgestaltung


Sobald Sie ein Kamerasymbol antippen in der Mevo Multicam App schneiden Sie auf diese Kamera. Es erhält den roten Rahmen und im Programmsignal sehen Sie das gleiche Videosignal wie in der Kameravorschau.
Die Kameras besitzen keine Zoomobjektive. Nun könnte man annehmen, dass die Bildgestaltungsmöglichkeiten bei der Liveaufzeichnung darauf begrenzt sind, dass die Kameras umgestellt werden können, aber nicht ihre Zoomstufe veränderbar ist. Doch das ist zum Glück nicht der Fall. Im Gegenteil ist es sogar möglich, das Zoomen direkt über die App durchzuführen. Es handelt sich dabei natürlich um einen Digitalzoom. Darüber hinaus können Sie verschiedene Bildausschnitte in der App festlegen. Die Mevo Kameras haben sehr weitwinklige Objektive. Es ist also ratsam den Bildausschnitt zu verdichten. Tippen Sie auf die drei Punkte unter dem Kameravorschaubild, wo Sie Bildausschnittanpassungen vornehmen möchten. Es erscheint ein Auswahlmenü mit vier Möglichkeiten. Tippen Sie auf Crop and Zoom (d.: Schnitt und Zoom). Der Screen wechselt nun und Sie sehen das Vorschaubild im Vollbild mit einem blauen Rahmen. Dieser Rahmen zeigt an, wie der Bildausschnitt definiert ist, der im Vorschaubild dargestellt werden würde, sobald Sie auf Done tippen.
Sie können diesen Rahmen vergrößern oder verkleinern. Wenn Sie z.B. das Vorschaubild antippen und etwas halten, erscheint nach ca. zwei Sekunde eine Auswahl mit einem grauen Rahmen und drei Buttons:

1: Tippen Sie auf die Schere, damit das Bild auf den neuen grauen Rahmen umschaltet. Es ist ein harter Schnitt.
2: Tippen Sie auf den Hasenkopf, damit eine schnelle Zoomfahrt vom blauen Rahmen auf den grauen Rahmen erfolgt.
3: Tippen Sie auf die Schildkröte, damit eine langsame Zoomfahrt vom blauen Rahmen auf den grauen Rahmen erfolgt.
Über den Hasenkopf (2) und der Schildkröte (3) können Sie also Zoomfahrten machen. Die Zoomfahrten beginnen sofort mit dem Antippen des jeweiligen Buttons. Falls Sie noch nicht auf das Bild gewechselt haben, sollten Sie nach dem Start der Fahrt zügig auf Done tippen und im Schnittbildschirm die Kamera mit der Zoomfahrt auswählen, damit umgeschnitten wird.
In dem Auswahlmenü, wo Sie auf Crop and Zoom tippen könnten, gibt es auch noch einen Menüpunkt mit dem Namen Image Adjustments (d.: Bildanpassungen). Tippen Sie auf diese Auswahl, wenn Sie Veränderungen an der Helligkeit, dem Kontrast oder den Farben vom Videosignal vornehmen möchten.
Schluss und Zusammenfassung – Teil II
Bevor dieser Leitfaden geschrieben wurde, konnte das Mevo-Aufnahmesystem auf zwei Veranstaltungen im Rahmen je eines Workshops getestet werden – ein Konzert am 24. September und eine Theateraufführung am 11. November 2021. Das ist keine umfangreiche Testphase. Im Rahmen des Projektes waren dies die Möglichkeiten Erfahrungen mit diesem System zu sammeln und als Grundlage für einen Leitfaden zu verwenden. Falls Sie sich entscheiden sollten, das Mevo Start Livestream System zu verwenden, empfehlen wir sich intensiv damit selbstständig zu beschäftigen und nicht nur diesen Leitfaden vorher zu lesen. Beispielsweise könnten Sie sich ein Projekt zum Testen und Probieren suchen, bei dem es nicht so tragisch wäre, falls bei der Aufnahme etwas schiefläuft und keine ausstrahlbare Aufzeichnung entsteht. Fehler können dann analysiert werden und für wichtigere Projekte sind Sie dann besser vorbereitet. Darüber hinaus haben wir noch ein paar generelle Ratschläge zum Mevo-System, bevor wir einen Kurzablauf schildern:
- Falls Sie keine umfangreichen Erfahrungen in der audiovisuellen Bildaufzeichnung besitzen, lesen Sie bitte den gesamten Leitfaden und nicht nur dieses Kapitel. Wir empfehlen Ihnen auch Teil I: Konzept zu lesen.
- Falls Sie das erste Mal mit dem Mevo Start Livestream System arbeiten, testen Sie alle Komponenten in Ruhe zuhause. Machen Sie sich mit dem Livestream-Aufbau vertraut. Im Besten Fall haben Sie ein paar Tage Vorlaufzeit und testen nicht alles erst ein paar Stunden vor Ihrem Dreh. Falls dann noch Fragen oder Probleme auftauchen, können Sie versuchen den OKMQ zu kontaktieren, um festzustellen, ob es sich um eine Fehlbedienung oder einen tatsächlichen Fehler des Systems handelt. Versuchen Sie eine stabile Livestream-Verbindung aufzubauen mit allen Kameras, die Sie für den Dreh verwenden möchten und nehmen Sie einige Minuten Testmaterial auf. Gelingt Ihnen diese Testaufzeichnung, sollte alles im grünen Bereich sein.
- Es kann sinnvoll sein für mögliche Interviews noch einen Audiorecorder im OKMQ auszuleihen, da Sie von den Mevo Kameras keinen exzellenten Ton erwarten dürfen. Sauberer, verständlicher Ton ist wichtiger als ein technisch perfektes Bild. Alternativ stecken Sie eine externe Audioquelle per 3,5-mm-Klinkenstecker in eine der zwei baugleichen Mevo Kameras.
- Die Mevo Kameras haben keine herausragende Bildqualität. Das liegt an ihrer Bauweise. Umso schlechter die Lichtverhältnisse sind, umso schlechter wird die Bildqualität, leuchten Sie nach Möglichkeit das Filmset aus. Das beste Bild kommt von der Turmkamera. Planen Sie ihren Aufbau am besten so, dass das diese Ihre Hauptkamera wird, die am häufigsten reingeschnitten wird.
- Versuchen Sie für den Dreh einen WLAN-Router zu organisieren. Nur dann scheint es möglich zu sein alle drei Kameras einzubinden und nicht nur zwei, wie über einen Access Point (d.: Zugangspunkt). Das verschafft Ihnen mehr Möglichkeiten bei der Bildgestaltung und der Schnitt wird abwechslungsreicher.
- Das iPad zeichnet nur das Programmsignal auf. Sie können die Kameras nicht einzeln aufzeichnen über das Tablet, sondern nur über die Kameras selbst. Dafür brauchen Sie für jede Kamera eine Micro-SD-Karte. Stecken Sie diese Karten in die Kameras und konfigurieren Sie die Aufzeichnung über die Mevo Multicam App.
- Falls Sie die Veranstaltung nicht nur aufzeichnen, sondern auch live ausstrahlen möchten, geht das nur über das Internet. Dafür brauchen Sie einen Router vor Ort, der mit dem Internet verbunden ist.
- Zwischen den Kameras und dem iPad existiert ein sehr großer Delay (d.: Verzögerung) vom Videosignal. Das erschwert den Schnitt. Versuchen Sie möglichst vorausschauend zu schneiden. Achten Sie auf das Geschehen und überlegen Sie im Vorfeld, welche Kamera im nächsten Moment sinnvoll werden könnte.
Es folgt nun eine kurze Zusammenfassung der Schritte für eine erfolgreiche Live-Aufzeichnung.
- Laden Sie die Akkus aller Komponenten im Vorfeld. Das kann einige Stunden dauern.
- Schalten Sie alle Kameras und das iPad ein, starten Sie die Mevo Multicam App auf dem Tablet.
- Falls die Mevo Kameras sich über Connect nicht verbinden lassen, wählen Sie eine Kamera aus und tippen Sie auf Setup.
- Falls Sie einen WLAN-Router vor Ort nutzen dürfen, verbinden Sie das iPad mit diesem Router und dann verbinden Sie alle Kameras per Setup über den Router mit dem iPad. Folgen Sie dafür den Anweisungen auf dem Bildschirm.
- Falls Sie keinen WLAN-Router nutzen können, wählen Sie in Setup den Access Point aus. Folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm.
- Konfigurieren Sie Ihre Aufzeichnungs- und Sendeeinstellungen in der App. Bei Bedarf können Sie das Bildsignal verändern über Image Adjustments (d.: Bildanpassungen).
- Über Crop and Zoom (d.: Schnitt und Zoom) verändern Sie per Digitalzoom Ihren Bildausschnitt.
- Tippen Sie das jeweilige Vorschaubild an, damit auf diese Kamera geschnitten wird. Der rote Rahmen signalisiert Ihnen, welche Kamera gerade live ist. Rechts oben im Programmsignal sehen Sie, was aufgezeichnet bzw. gesendet wird. Darunter ist der Audiopegel des Programmsignals.
- Rechts unten können Sie den Ton mit Schiebereglern pegeln und mit einem Button darunter auch muten. Es handelt sich dabei um das Audiosignal der jeweiligen Kamera.
- Starten und beenden Sie die Aufzeichnung über den Button Rec und den Stream über den Button Live.